Winzervisionen

Weingut Rieger

Jeder Wein erzählt seine eigene Geschichte und wird damit unverwechselbar

Als ich 2005, nach meiner Ausbildung, in den elterlichen Betrieb zurückkehrte, war für mich klar, dass ich dort biologischen Weinbau betreiben möchte. Wir setzten diesen Wunsch schnell um und merkten, dass wir gerne noch einen Schritt weiter gehen möchten und entschlossen uns ebenfalls für den biodynamischen Weinanbau.

Die Arbeit im Weinberg auf diese Weise macht unheimlich viel Spaß. Es gibt einen Augenblick, der mich immer wieder fasziniert: wenn es endlich wieder warm wird und die Natur ihren Winterschlaf beendet hat. Die Reben treiben aus, in den Rebzeilen blühen die ersten Pflanzen und Kräuter, die Insekten flattern, Vögel zwitschern - der Weinberg beginnt zu leben.
Jede Vegetationsphase oder auch jeder Übergang zu der nächsten Phase ist natürlich spannend.
Aber das Allerschönste ist die Ernte. Dann werden wir belohnt - für unsere Mühe und unseren Fleiß. Dieser Moment ist auch eine Genugtuung und Bestätigung, dass der ökologische Weinbau der absolut beste Weg ist, um ein Lebensmittel zu produzieren und nachhaltig zu wirtschaften. Man sieht es den Trauben an, fühlt es im Weinberg, erkennt es in dem Geschmack und letztlich merkt man es auch an uns, denn es macht einfach Spaß!

Jeder Weinberg ist etwas Besonderes, denn jeder Weinberg ist anders. Es ist nicht nur die Ausrichtung, die Hanglage, der Boden oder die Sorte gemeint, sondern gerade das, was den Winzer persönlich mit einem Weinberg verbindet. Es sind die Geschichten und Emotionen, die ihm die Motivation verleihen, aus einem Weinberg und seinen Früchten etwas Einzigartiges zu formen. Ein Wein, der seine eigene Geschichte erzählt und damit unverwechselbar wird, wie beispielsweise der Rotwein „Aliya“, der von meinem ersten eigenen Weinberg stammt.

Als sich mein Vater vor 36 Jahren entschloss, den elterlichen Betrieb fortzuführen, bot sich ihm die Möglichkeit, einen Weinberg zu kaufen. Seinen ersten Weinberg. 31 Jahre später, 2008, stand das angrenzende Rebstück zum Verkauf. Nun hatte ich die Möglichkeit „meinen“ ersten Weinberg zu kaufen. Der Weinberg, von dem wir sprechen, ist keine Toplage, die Reben noch lange nicht so alt, dass man von „alten Reben“ sprechen kann, selbst die Sorte Regent ist nicht gerade die Königin der Trauben. Aber dieses Gefühl, an der gleichen Stelle zu starten wie mein Vater und in dessen Fußstapfen zu treten, beflügelte mich, diesen Weinberg zu kaufen und war gleichzeitig die Motivation, etwas Besonderes daraus zu machen. Manche Dinge sind so unscheinbar und ein Potential schlummert dahin, aber mit einem Ziel vor Augen und einem Gespür für die Bedürfnisse des Weinberges kann man Dinge wecken, die über den Durchschnitt hinaus wachsen. Das Ziel war ein Rotwein von Lebendigkeit und Unbeschwertheit, ein Rotwein, der in Erinnerung bleibt: Aliya, („die Erhabene“), so heißt meine Tochter. Sie ist ohne Erklärung etwas ganz Besonderes in meinem Leben und gleichzeitig die Namensgeberin für diesen Rotwein.